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Virtueller Kunst-Zwilling im Orbit

Zweiter Teil der „Visitor“-Weltall-Mission: Satellit Tandem-X hat einen Chip mit 3D-Kunstwerk an Bord

Das zweite Kunstwerk des Klufterner Künstlerpaares Gunar Seitz und Ragnhild Becker befindet sich in der Erdumlaufbahn. In der Nacht auf Montag wurde es an Bord des Satelliten Tandem-X vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur ins All geschossen. Drei Jahre lang wird es nun die Erde umrunden und dabei stets engen Kontakt zum ersten Weltraum-Kunstwerk von Becker und Seitz halten. Dieses nämlich, eine kleine Aluminiumskulptur namens „Visitor“, befindet sich an Bord des Satelliten Terrasar, der 2007 mit dem „Visitor“ die Erde verließ. Terrasar und Tandem-X befinden sich auf der gleichen Umlaufbahn, in einem Abstand zwischen zwei Kilometern und 200 Metern zueinander. Aber nicht nur räumlich, auch inhaltlich herrscht einen enger Bezug zwischen den beiden Kunstwerken, denn beim zweiten an Bord von Tandem-X handelt es sich um eine virtuelle Version des „Visitors“ von Terrasar – um eine 3D-Darstellung in Datenform, die sich auf einem Chip befindet. Nach Kenntnisstand von Gunar Seitz ist es das erste Mal, dass ein Kunstwerk und seine virtuelle Version in den Orbit geschickt wurden. Damit greift die Aktion auch den generellen Trend zur Virtualisierung auf, in der Welten nicht mehr gegenständlich sind, sondern nur bildlich existieren und dennoch zunehmend Realitätsanspruch stellen.

Die primäre Absicht ist also nicht, durch kulturelle Botschaften im All etwaiges außerirdisches Leben auf die Erde aufmerksam zu machen. „Wenn Außerirdische durch Zufall auf die Kunst in den Satelliten aufmerksam werden würden“, sagt Gunar Seitz, „dann würden sie sich wundern“.

Harald Ruppert

(Stand: 22.06.2010 Südkurier-online)

 

Erdbesucher fliegt ins All

Kunstobjekt "Visitor" von Ragnhild Becker/Gunnar Seitz an Satelliten Terrasar-X geschraubt

Friedrichshafen/Immenstaad - Mit der Befestigung eines Kunstobjekts des Künstlerpaares Ragnhild Becker und Gunnar Seitz an einem Erdbeobachtungssatelliten weitet sich die globale, interaktive "Visitor"-Aktion nun auch auf den Weltraum aus. Am Freitag um 11 Uhr wurde der 15 Zentimeter große und rund 350 Gramm schwere "Weltraum-Visitor" im Integrationszentrum bei EADS-Astrium in Immenstaad am Radarsatelliten Terrasar-X verschraubt. Wenn alles planmäßig verläuft, wird der Satellit, mit seinem amorph geformten "Besucher" aus Aluminium an Bord, am 30. Juni 2006 um 8 Uhr Ortszeit vom Raumfahrtbahnhof Baikonur in Kasachstan an der Spitze einer ehemaligen SS-18 Interkontinentalrakete abheben. Ob das mit bronzefarbenem Speziallack beschichtete Kunstobjekt die bis zu achtfache Erdbeschleunigung und den zehnmillionenfachen Schalldruck an der Hörschwelle (140 dB) aushält, wird zuvor mehrere Monate in der Testanlage in München erprobt.

Doch Wolfgang Pitz, Projektleier von Terrasar-X ist zuversichtlich, dass der Weltraum-Visitor nach der Abtrennung des Satelliten von der Rakete zuverlässig die Erde umkreisen wird. Dem "Visitor" kommt zur Freude der Künstler sogar eine Aufgabe zu. Er dient als Ausgleichsgewicht für den Satelliten. "Wir verbinden das Schöne mit dem Nützlichen", erklärt Pitz die aussergewöhnliche und seltene Verknüpfung von Kunst und Raumfahrttechnik.

Die Idee zu diesem ehrgeizigen Projekt hatten Ragnhild Becker und Gunnar Seitz während eines Terrasar-X-Vortrages. Der Kontakt zu Astrium-Mitarbeiter Michael Kersten, der sich selbst schon an früheren Visitor-Aktionen beteiligte, erwies sich dann als Türöffner. So wie er setzen mehr als 200 Helfer die kleinen Gipsfiguren namens "Visitor" an den schönsten und geschichtsträchtigsten Plätzen der Welt aus. Nichtmuseale Kunst, die niemandem gehört und mit der jeder Finder machen kann, wozu er Lust hat. Jede Figur ist an der Unterseite mit einem Schild versehen, das auf die Internetseite www.art-3.info verweist, auf der das Visitor-Projekt dokumentiert ist. Mehr als 5500 Gipsfiguren haben im Reisegepäck in den vergangenen 15 Jahren alle Kontinente der Erde erobert. Nur die Pole und die Tiefsee haben die Figürchen aus Friedrichshafen-Kluftern noch nicht bevölkert.

Doch die Pole soll der "Weltraum-Visitor" künftig 15 Mal am Tag überfliegen. Acht Jahre lang wird er die Erde in 500 Kilometern Höhe in Nord-Süd-Richtung mit einer Geschwindigkeit von 7,5 Stundenkilometern umkreisen - in den frühen Morgen- und Abendstunden sogar sichtbar vom Bodenseeufer aus.

Andrea Fritz

(Stand: 26.11.2005 SKOL 05:09)



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